
Der Don Quijote vom Bindermichl
von Rudolf Habringer und Joachim Rathke
Ferdinand Hierländer hat Angst: Vor dem Untergang des Schnitzels, dem Verschwinden des Almdudlers, generell vor dem Verschwinden des christlichen Glaubens. Seine Bewunderung gilt dem Prinzen Eugen, der Wien vor den Türken befreite und ihn im Traum zur Verteidigung des Linzer Stadtteils Bindermichl auffordert. („Sie kommen wieder!“). Sofort bricht er auf, für Recht und Ordnung zu sorgen. Ähnlich wie in der klassischen Vorlage des Miguel de Cervantes, kommt es durch die Verwirrtheit des „Ritters von der traurigen Gestalt“ zu einer endlosen Kette von absurden Missverständnissen und handfesten Irritationen.
„Der Don Quijote vom Bindermichl“ ist eine freche Satire rund um die derzeit breit diskutierten Themen von Migration, Angst vor dem Verlust der Identität und der Angst vor dem Altwerden.
15
Vorstellungen5662
ZuschauerInnen-
Regie
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Joachim Rathke
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Bühne und Kostüme
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Kurt Pint
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Musik
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Charlie Schmid
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Es spielten
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Günter Rainer
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Nicola Gerbel
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Gunda Schanderer
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Christian Bauer
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Andreas Baumgartner
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Lupo Ljubisa Grujcic
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Klaus Köhler
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Matthias Schloßgangl
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Peter Woy
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D'4 Herrengesangsgruppe
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Alexandra Lehner
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Momo Pesendorfer
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Dietburg Wilflingseder
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Stefanie Altenhofer
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Wolfgang Dürnberger
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Maximilian Modl
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Kristie Oberhuber
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Gabi Plank
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Thomas Schütz
Umwerfend amüsante Uraufführung mit Tiefgang: Es geht um die schwelende Ausländerfrage, um Integration einerseits und um Toleranz andrerseits, aber mit Witz und Aberwitz, was dieser mit Hingabe gespielten Komödie auch Tiefgang und viele berührende Momente verleiht. Von dröhnenden Lachsalven ganz abgesehen.
Herausragend Günter Rainer als Hierländer, der sich zwar eine tschechische Geliebte in Gestalt der Vollblutschauspielerin Nicola Gerbel hält, aber nichts von seiner Tochter (Gunda Hack) wissen will. Nicht enden wollendes Gelächter und frenetischer Applaus!
Den Autoren Rudolf Habringer und Joachim Rathke ist eine hinreißende Groteske gelungen.
Mit viel Witz gepfeffert schildern sie, wozu Menschen imstande sind, die sich vor Türken sowieso und vor allem Fremden fürchten. Daraus haben sie etwas Köstliches, etwas sinnreich Komisches gebaut. Günter Rainer in Ferdinand Hierländer wie in einer Paraderolle ab. Die tragisch - komische Gestalt, im Wechselspiel von pathetischer Ansprache, aufbrausender Kampflust und schmerzhafter Einsamkeit, ist kaum besser zu spielen. Ljubisa Lupo Grujcic ist ein grandioser Cem in der nachspürbaren Zerrissenheit eines Fremden, der sich integrieren aber nicht missbrauchen lassen möchte.
"Der Döner bricht der Bratwurst das Genick", fürchtet Ferdinand Hierländer. Ein scharfer, aber dennoch menschlicher Blick auf einen Mikrokosmos. Ein famoses Ensemble wird angeführt von Günter Rainer.